Eventbericht: Changetagung 9
Machtbeziehungen in Organisationen –Führung zwischen Zustimmung und Zwang
Neugierig, lustvoll und kontaktfreudig. So lässt sich die Stimmung an der neunten Changetagung, welche vom 24. bis 26. Januar 2024 stattgefunden hat, am besten umschreiben. Die Changetagung, welche traditionell alle zwei Jahre von Olaf Geramanis mit seinen beiden Kollegen Stefan Hutmacher und Lukas Walser von der Fachhochschule Nordwestschweiz ausgerichtet wird, hat mit seinem Tagungsthema und dem bewährten Design 350 organisationsinteressierte Teilnehmer*innen nach Basel gelockt.
Nachdem die letzte Changetagung 2022 maskiert und hybrid durchgeführt werden musste, war die Freude umso grösser, sich ganz analog und ohne Maskeraden zwei Tage dem Thema Machtbeziehungen hinzugeben. Die Streiks in Deutschland haben das analoge Band zwischen den Teilnehmenden zusätzlich gestärkt, da sich viele dazu entschieden haben die lange Anreise mit Fahrgemeinschaften anzutreten und sich nicht von der Teilnahme abhalten zu lassen.
Die Changetagung hat sich in den letzten 18 Jahren zu einem Ort des gemeinsamen Erkundens, Erforschens und Interpretierens etabliert. In gewohnter Weise sind auch bei der neunten Durchführung Menschen aus Deutschland, Österreich, Lichtenstein und vor allem der Schweiz zusammengetroffen. Kolleginnen und Kollegen, welche den interdisziplinären Blick und den Spagat zwischen Praxis, Forschung, Theorie und Philosophie zu schätzen wissen.
So ist die Changetagung ein Ort, an welchem bestätigende, ergänzende, aber auch sich widersprechende oder gar ausschliessende Perspektiven und Positionen koexistieren dürfen. Offensichtlich handle sich hierbei um eine optimale Ausgangslage, um sich dem ambivalenten Thema Machtbeziehungen in Organisationen zu widmen.
Denn Macht ist nichts monolithisches, ist weder eindeutig noch deterministisch. Macht ist vielmehr offensichtlich und zugleich widersprüchlich, komplex und vielschichtig. Macht ist viel mehr als einfach nur klare Ansagen zu machen, sie kennt genügend subtile alternative Erscheinungsformen. Auch wenn Machtausübung asymmetrisch sein mag, so ist sie keineswegs einseitig. Und, je nach Leseart sind es mitunter die vermeintlich Mächtigen, welche erstaunlich ohnmächtig sind. Und vice versa…
In sechs Keynotes und zehn Doppel-Panels wurde eine bunte Sammlung an Beiträgen angeboten, welche für reichlich Inspiration und intellektuelle Nahrung gesorgt haben. So mancher Beitrag hat auch neue Interpretationsweisen für vermeintlich bekannte Klassiker dargeboten. Wobei es auch kontroverse Positionen gab. Teils den Denkströmungen, Professionen, Disziplinen geschuldet, teils den biografischen und persönlichen Vorlieben. Dass dies auch ausserhalb der Vorträge zu beflügelnden Diskussionen angeregt hat, ist sicher. Viele vorgefertigte Auffassungen wurden erweitert, teils aufgeweicht und teils auch erst besprechbar gemacht hat.
In den 28 interaktiven Workshops gab es ausgiebige Gelegenheiten in unterschiedlichen Laboratorien und Experimentierräumen mit Hilfe gruppendynamischer, soziodramatischen, szenischen Methoden und Systemaufstellungen Machtdynamiken erfahrbar zu machen und Räume für eine gemeinsame Interpretationsweise zu schaffen.
Barbara Kuchler meinte als Schlusswort zur neunten Changetagung:
Gottseidank ist die Changetagung keine Organisation, und gottseidank waren wir als Tagungsteilnehmer dort nicht in der Eigenschaft als Organisationsmitglieder. Deshalb konnten die drei Tage dort sich anfühlen wie ein ekstatisches Musikfestival und nicht wie ein katholischer Gottesdienst.
Für diejenigen, welches es nicht zur Tagung geschafft haben gibt es alle Vorträge auch in Buchform bei SpringerGabler zum Nachlesen. Leider ist dies bei den Workshops nicht möglich. Hier gilt es sich die nächste Changetagung in der Agenda vorzumerken: 29./30. Januar 2026
sgaop Mitgliederversammlung zu Gast bei Die Schweizerische Post AG
Am Freitag, 26. Januar 2024 fand die Mitgliederversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeits- und Organisationspsychologie (sgaop) statt. Es war ein ereignisreiches Treffen, welches von zwei fesselnden Vorträgen, Vorstandsabgängen, Neuwahlen und von herzlichen Begegnungen beim Apero geprägt wurde.
Inputreferate der Schweizerischen Post AG
Ab 16 Uhr begann die Mitgliederversammlung mit zwei Vorträgen, die die Mitglieder in ihren Bann zogen. Die Referentinnen der Post teilten ihr tiefgreifendes Wissen und ihre einzigartigen Perspektiven, die die Mitglieder dazu anregten, über den Tellerrand hinaus zu denken und ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen. Die Vorträge waren nicht nur informativ, sondern auch inspirierend und ermutigend.
Präsentation Digitalethik und Digiwork
Präsentation Nachhaltige Laufbahnentwicklung
Vielen herzlichen Dank!
Genehmigungen des Protokolls und des Budgets
Nach den Vorträgen standen wichtige Genehmigungen auf der Tagesordnung. Die Mitglieder stimmten über das Protokoll und die Jahresrechnung ab, was die Transparenz und Verantwortlichkeit innerhalb der Organisation stärkte.
Vorstandsabgänge und Neuwahlen
Ein emotionaler Moment war die Ankündigung der Abgänge von Stefan und Larissa aus dem Vorstand. Ihre Leidenschaft und ihr Engagement haben die sgaop geprägt und sie hinterlassen eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird. Wir danken ihnen von Herzen und wünschen ihnen für ihre zukünftigen Unternehmungen nur das Beste. Beide werden dankenswerterweise als Delegierte weiterhin für die sgaop im Einsatz bleiben. Dieser Abschied machte auch Platz für neue Gesichter im Vorstand. Mit grosser Freude begrüssen wir Sigrid, Max und Luca als Neumitglieder. Ihre frischen Ideen und ihr Enthusiasmus sind eine Bereicherung für den Vorstand und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit. Ebenfalls freuen wir uns auf Martial Berset als Co-Präsident zusammen mit Helen Burri.
Apéro und Networking
Zum Abschluss des Tages bot das Apéro eine entspannte Atmosphäre, in der die Mitglieder sich austauschen und vernetzen konnten. Es war ein Moment der Gemeinschaft und des Austauschs, der die Bindungen zwischen den Mitgliedern stärkte und neue Freundschaften entstehen liess.
Insgesamt war die Mitgliederversammlung der sgaop ein Event voller Lernen und Gemeinschaft, der uns daran erinnerte, warum wir uns für die Arbeits- und Organisationspsychologie engagieren und wie wichtig unsere Arbeit für die Gesellschaft ist.
Wir blicken mit Vorfreude auf die kommenden Veranstaltungen und sind bereit, unsere Mission weiter voranzutreiben.
Eventbericht: Nachhaltige Angebote gestalten und kommunizieren
Am 7.11. durften wir einem spannenden Referat von Prof. Dr. Anne Herrmann vom Institut für Marktangebote und Konsumentscheidungen der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW folgen.
Das Thema war:
Nachhaltige Angebote gestalten und kommunizieren – Wie aus guten Absichten gute Verhaltensweisen werden
Bei der Gestaltung nachhaltiger Angebote geht es darum, Produkte und Dienstleistungen so zu konzipieren, dass sie ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. Dies kann die Verwendung umweltfreundlicher Materialien, die Reduktion von Abfall oder den Einsatz erneuerbarer Energiequellen beinhalten. Die Kommunikation und Ausgestaltung solcher Angebote spielen eine entscheidende Rolle, um das Bewusstsein der Verbrauchenden zu schärfen. Zum Beispiel Wissensvermittlung, Anreize oder die Schaffung einer förderlichen Umweltgestaltung sind entscheidende Faktoren, um langfristige Veränderungen zu bewirken und aus guten Absichten tatsächlich gute Verhaltensweisen entstehen zu lassen.
Vielen herzlichen Dank allen Teilnehmenden!
Forschen an der Fachhochschule
Am 16. November findet die nächste Karriereveranstaltung zum Thema «Forschen an der Fachhochschule» statt. Der Workshop richtet sich an Personen aus der Forschung sowie aus der Praxis, die sich für eine Laufbahn an der Fachhochschule interessieren.
Im kostenlosen Workshop mit anschliessendem Apéro erfahren Teilnehmer*innen, wie praxisnahe Fragestellungen in Zusammenarbeit mit Organisationen erforscht werden und, ob dieser Karriereweg der richtige für sie ist.
Organisiert wird die Eventreihe durch die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und das Projektteam «Dozent*innen FH: geschlechterintegratives Branding umsetzen». Nähere Informationen und Hintergründe zum Projekt finden Sie unter folgendem Link.
Wie krank macht die Arbeit?
Gemäss einer Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern sieht sich ein Viertel der Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von einem Burnout bedroht. Unser Mitglied Eva Fankhauser ordnet in der Tagesschau von SRF die Studienergebnisse ein. Ausgestrahlt wurde der Beitrag am 19. Oktober 2023.
CAS in Psychologie der Arbeit und Gesundheit in der digitalen Welt
Psychisch gesund in Zeiten des New Work: CAS in Psychologie der Arbeit und Gesundheit in der digitalen Welt
Certificate of Advanced Studies an der Uni Züri: Neue Wege zur Erhaltung und Förderung der psychischen Gesundheit in Zeiten des digitalen Wandels. Dieser CAS kombiniert Forschung zu Arbeit und Gesundheit in der digitalen Arbeitswelt mit der Entwicklung und Anwendung digitaler Werkzeuge. Er umfasst: 7 Präsenztage, 7 E-Learning-Tage, Selbsterfahrung und Fachliteratur.
Absolvent*innen können
(1) ihre Arbeit gesundheitsförderlich gestalten;
(2) entsprechende digitale Angebote evaluieren und deren Entwicklung begleiten;
(3) die digitale Strategie eines Betriebs aus gesundheitlicher Perspektive bewerten;
(4) im Betrieb kompetent zum Thema Arbeit und Gesundheit auftreten.
Anmeldung bis zum 31. Januar 2024!
Der CAS ist Teil des MAS in Gesundheitspsychologie.
Information und Anmeldung hier.
Seco-Studie zur Arbeit und Gesundheit
Unser Mitglied Nicole Kopp hat am Dienstag, 22. August 2023 in der Tagesschau von SRF eine Studie zu Arbeitsbedingungen kommentiert.
Hier geht’s zum Beitrag von SRF.
Wie A&O-Psychologie den Fachkräftemangel entschärfen kann – oder was der sogenannte Arbeitnehmenden-Markt mit Arbeitspsychologie zu tun hat
Es fehlt an Personal
Der Fachkräftemangel in der Schweiz spitzt sich drastisch zu und hat sich von besonders betroffenen Branchen auf die gesamte Arbeitswelt ausgeweitet. Es fehlt an Arbeitskräften und die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden wird zunehmend zu einer Herausforderung. Diverse Betriebe haben Mühe, ihre Leistungen vollumfänglich aufrechtzuerhalten und müssen als Rettungsmassnahme auf die Reduktion ihres Kerngeschäfts zurückgreifen.
Quelle: Adecco Schweiz
Attraktive Arbeitgebende im Vorteil – der Beitrag der A&O-Psychologie
Heute ist es ein klarer Wettbewerbsvorteil, genügend Personal rekrutieren und behalten zu können. Die Arbeitgebenden-Attraktivität rückt so ins Zentrum des Interessens. Betriebe wollen «Employer of choice» sein, sowohl für potentielle neue als auch für bestehende Mitarbeitende. Dabei spielen hohes Commitment, Zufriedenheit, Arbeitsmotivation oder ausreichende Arbeitsressourcen wichtige Rollen. Alle diese Konzepte werden von der A&O-Psychologie schon lange erforscht und die Erkenntnisse daraus finden Anwendung in der Praxis. Man könnte also sagen, die Stunde der A&O-Psychologie hat geschlagen. Unser Wissen darüber, wie Arbeit attraktiv gestaltet werden kann, wird in den Organisationen dringend benötigt.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) als Anwendungsfeld der A&O-Psychologie
Ein Feld in dem A&O Psycholog:innen tätig sind, ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement BGM. Motivierte, gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende dank systematischer Integration der Gesundheitsperspektive in Prozesse, Strukturen und den Arbeitsalltag sind das Ziel. Dieses kann erreicht werden, wenn die Menschen in den Mittelpunkt gestellt und deren Grundbedürfnisse in die Arbeitsgestaltung, die Prozesse und Entscheidungen einbezogen werden. Mit arbeits- und organisationspsychologischem Wissen werden organisationale Rahmenbedingungen, die Führung, die Zusammenarbeit, die Personalentwicklung wie auch das individuelle Verhalten positiv beeinflusst. Zugehörigkeit, Kompetenzerleben und Autonomie sollen bei der Arbeit möglichst häufig erfahren werden können.
Ansetzen auf verschiedenen Ebenen
Auf der Ebene der Organisation leisten zum Beispiel klare und transparente Entwicklungsmöglichkeiten und niederschwellig zugängliche Angebote einen ebenso relevanten Beitrag, wie auch systematisch gelebte Mitsprache und Partizipationsgefässe. Über direkte und indirekte Wege beeinflussen Führungskräfte die Motivation von Mitarbeitenden positiv. Indirekten Einfluss kann eine Führungsperson über die Gestaltung der Aufgaben nehmen und im direkten Austausch mit den Mitarbeitenden werden menschliche Grundbedürfnis wie Wertschätzung und Zugehörigkeit befriedigt. Die A&O-Psychologie liefert auch wichtige Hinweise, wenn es um die Gestaltung der Zusammenarbeit und die psychologische Sicherheit geht, oder wenn Überforderung durch die gezielte Stärkung von Kompetenzen sowie durch gesundheitsförderliche Aufgaben vermieden werden soll. Kurz, wenn sich Anforderungen und Ressourcen die Waage halten sollen. Entscheidend ist im Zusammenhang mit BGM und mit der Attraktivität als Arbeitgeberin immer auch die Frage nach der wünschenswerten Unternehmenskultur und wie diese gefördert werden soll.
Steigender Wert der A&O-Psychologie
Ein erfolgreiches BGM leistet einen direkten Beitrag zur Zufriedenheit, zur Motivation und zum Commitment und damit zur Erhöhung der Arbeitgeber-Attraktivität. BGM ist eine wirkungsvolle Investition in eine erfolgreiche Bewältigung des Fachkräftemangels. Die Kompetenzen und das Fachwissen der A&O-Psycholog:innen bilden zentrale Grundlagen für effektive Massnahmen im BGM und sind aktuell sehr gefragt. Die A&O-Psychologie darf dies noch deutlicher nach aussen tragen.
Autorin: Corinne Baumgartner ist Arbeitspsychlogin Msc. und Geschäftsführende Partnerin der Conaptis GmbH. Conaptis begleitet Organisationen bei Fragen rund um die Motivation, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Dazu gehören die Analyse der Unternehmenskultur und des Betriebsklimas, die Optimierung von Arbeitsbedingungen und Aufgabengestaltung, das Aufzeigen von Lösungen in Führungsfragen oder die Verbesserung des individuellen Gesundheitsverhaltens.In diesem Blog äussern sich sgaop-Mitglieder zu einem selbstgewählten Thema. Das Format ermöglicht unterschiedliche Perspektiven auf aktuelle Fragestellungen und die vielfältigen Aspekte der Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie.
Welche Expertise oder Erfahrung im Bereich der Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie bringst du mit? Möchtest du einen Blogbeitrag schreiben? Dann melde dich bei: info@sgaop.ch.
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