Agile Arbeitsweisen haben in den vergangenen Jahren immer mehr an Popularität gewonnen und werden in vielen Unternehmen eingeführt, um die Flexibilität, Kreativität und Motivation im Arbeitsprozess zu erhöhen. Allerdings sollte mehr daran gedacht werden, dass die Einführung von Agilität nicht nur eine Frage der organisatorischen Struktur oder der Werkzeuge ist, sondern auch eine Frage des Mindsets der Mitarbeitenden und der Führung.
Das Agile Mindset ist geprägt von Offenheit, Lernbereitschaft und Anpassungsfähigkeit. Es geht darum, sich auf Veränderungen und Herausforderungen einzulassen und diese als Chance zu sehen, statt sich dagegen zu stemmen. Dieses Mindset bildet die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung agiler Arbeitsweisen und eine unerlässliche Voraussetzung, dass sich Organisationen rasch neuen Anforderungen anpassen können. Es zeigt sich, dass gerade das spielerische Erleben des agilen Mindsets mit Improvisationstechniken sehr hilfreich ist, dieses zu verinnerlichen.
Improvisation erfordert die Fähigkeit, rasch und flexibel auf Veränderungen und Herausforderungen zu reagieren. Wenn Mitarbeitende Improvisationstechniken üben, werden sie dazu angeregt, positiv auf unerwartete Ereignisse zu reagieren und sich auf neue Ideen und Lösungen einzulassen.
Dafür eignet sich die Angewandte Improvisation, die Techniken und Prinzipien des Improvisationstheaters für den beruflichen Kontext nutzt, hervorragend. Im Gegensatz zum Improvisationstheater, bei dem es darum geht, spontan auf eine vorgegebene Situation zu reagieren und eine Szene zu entwickeln, fördert die Angewandte Improvisation ein flexibles, anpassungsfähiges – oder eben das – agile Mindset.
Hier einige Beispiele Angewandter Improvisation im organisationalen Kontext:
- Teamführung: Improvisationstechniken stärken die Führungskompetenzen von Teamleitenden und optimieren die Kommunikation und Zusammenarbeit.
- Meetings und Präsentationen: Improvisationstechniken helfen, Meetings und Präsentationen dynamischer zu gestalten, weil sie mehr Raum für die Einbezug neuer Ideen und Perspektiven schaffen.
- Kundenkontakt: Improvisationstechniken fördern die Fähigkeit, sich rasch auf unerwartete Situationen einzustellen und diese geschickt zu meistern. Damit kann schneller auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kundschaft eingegangen werden.
Mit Fokus auf die Einführung Agiler Arbeitsweisen zeigen sich vielfältige Vorteile aus der Anwendung von Improvisationstechniken:
- Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit: Improvisation fördert die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team, indem sie zum Zuhören und aufeinander Eingehen anregt. Diese Fähigkeiten tragen dazu bei, dass sich das Team besser versteht und effektiver zusammenarbeitet.
- Steigerung der Kreativität und Innovation: Improvisation erfordert die Fähigkeit, rasch auf Veränderungen zu reagieren und neue Ideen zu entwickeln. Durch das Üben von Improvisation werden Kreativität und Innovationsfähigkeit gesteigert, was wiederum für die erfolgreiche Umsetzung Agiler Arbeitsweisen von grosser Bedeutung ist.
- Steigerung der Motivation und des Engagements: Improvisation kann eine unterhaltsame Möglichkeit sein, das Team zusammenzubringen und die Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden zu steigern. Durch das Üben von Improvisation werden die Teammitglieder dazu angeregt, auf unerwartete Ereignisse zu reagieren und sich auf neue Ideen und Lösungen einzulassen, was das Interesse an der Arbeit erhöht.
Insgesamt bietet die Anwendung von Improvisationstechniken bei der Einführung von Agilität eine unterhaltsame und effektive Möglichkeit, das agile Mindset zu verinnerlichen und die Zusammenarbeit, Kreativität, Innovation und Motivation im Team zu fördern.
«Ja, und»-Spiel: Eine Übung
Das «Ja, und»-Spiel ist zeigt die Möglichkeiten von Angewandter Improvisation beim Thema Agiles Mindset gut auf. Dabei üben die Teilnehmenden in Paaren eine Improvisationstechnik, indem sie sich gegenseitig Sätze vorsagen, die mit «Ja, und…» beginnen. Das Ziel ist es, sich auf die Ideen der Partnerin, des Partners einzulassen und diese weiterzuführen, anstatt sie, wie bei einem üblichen «Ja, aber!» abzulehnen oder zu korrigieren.
Der Ablauf des Spiels:
- Die Teilnehmenden bilden Paare, die sich gegenüberstehen.
- Jeweils eine Person des Paares eröffnet das Spiel mit einen Satz, der mit «Ja, und…» beginnt. Beispiel: «Ja, und heute ist ein wunderschöner Tag, um im Park spazieren zu gehen.»
- Die Partnerin, der Partner reagiert, in sie, er einen eigenen Satz hinzufügt, der ebenfalls mit «Ja, und…» beginnt. Beispiel: «Ja, und ich habe gehört, dass im Park heute eine Strassenmusikantin spielt.»
- Die Teilnehmenden führen das Spiel fort, indem sie sich abwechselnd Sätze vorsagen, die mit «Ja, und…» beginnen. Das Spiel endet, wenn einer der beiden Personen den Satz «Ja, und jetzt sind wir am Ziel.» sagt.
Das «Ja, und»-Spiel lässt sich in verschiedenen Variationen spielen, zum Beispiel indem ein bestimmtes Thema vorgegeben wird oder die Teilnehmenden sich gegenseitig Aufgaben stellen, die sie erfüllen müssen.
Zum Autor: Nicolas Bächtold ist Coach & Founder von improaktiv.ch. Als Arbeits- und Organisationspsychologe bietet er für Firmen und an Hochschulen im Rahmen von CAS und anderen Weiterbildungsangeboten Workshops zu Improvisationstechniken an.
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